Da habe ich ja gestern einiges durcheinandergebracht. Nina ging es auf der Fahrt von Tembe nach Manyoni nicht so gut und so fuhr sie einfach nicht mit auf die erste Ausfahrt.
Ob das Waltrauds ganz persönlicher Magen -Darm -Virus war, der alle außer mit erwischte, oder ein bissl zu viel Hitze – es sollte der letzte heiße Tag in diesem Urlaub sein – oder der Abschiedsschmerz von ihren heiß geliebten Elefanten – wer weiß das schon so genau.
Nina hat mich auf eine Fehler in meiner Fotobeschriftung aufmerksam gemacht – der wunderschöne alte Baum ist tatsächlich ein viele hundert Jahre altes Wahrzeichen in Manyoni und ein beliebter Platz zum Heiraten – aber kein Fever Tree. Den Eingang zum Feen Wald habe ich ganz sicher etwas später noch in meinem Album.
Die Fever Trees sind etwas ganz besonderes mit ihren gelben Stämmen – und fast immer haben sie ein oder 2 schwarze, mitunter abgebrochene Äste, den sogenannten Lazarus branch. Der Fever Tree absorbiert viel ungutes Zeug aus dem Erdreich und „speichert“ diese Gifte dann in einem Ast, der dann kaputt und schwarz wird und am Ende abbricht. Diese Bäume zeigen eigentlich immer Wasser an und so findet man sie an Flussläufen oder Wasserlöchern. Die frühen Siedler haben oft nahe der Wasserstellen, wo eben auch die FeverTrees stehen, genächtigt haben und sich dort mit den ebenso ansässigen Moskitos die Malaria geholt haben, das Fieber aber nicht mit den Mücken in Verbindung gebracht haben, sondern der einzige Zusammenhang für sie diese Bäume waren, haben sie ihnen den Namen Fever Tree gegeben.
Die jungen afrikanischen Mädels verwenden den Fever Tree aber noch ganz anders. Wenn man über die gelbe Rinde streicht, hat man an den Händen ein bisschen von derm glitzrigen, gelblich-goldenen Flaum, der auf dem Baumstamm ist und damit verschönern sie sich, es ergibt einen Hauch von Glitzer am Dekolletee 🙂
Wir stellen uns den Wecker für halb 6 , sind aber wie immer schon früher munter. Diesmal holen wir uns einen vor der ersten Ausfahrt Kaffee – French Press ist halt einfach doch besser als Instant Kaffee. Frühstück erst nachher.
Julian ist schon da und packt für die Kaffeepause ein, Lizzy steht parat.
Julian ist ein weißer Guide mit einem langen Bart – gutes Mittelalter, klein, drahtig und immer in Shorts. (dieses Geheimnis konnte ich lüften). In unserem Ressort sind alle Guides weiß, Julia ist Head Guide und der Älteste und somit auch der Erfahrenste. Gestern bin ich nicht so ganz mit ihm warm geworden – na schauen wir mal, wie das heute wird….Ich darf wieder den Beifahrersitz haben – ich glaube unserem sehr verehrten Guide ist nicht klar, was er sich da eingehandelt hat.
Julian war bis vor ca 10 Jahren in der Telekomunikationsbranche tätig und hat glaube ich Kabel verlegt, soweit ich das richtig verrstanden habe. Es hat mich auf jeden Fall sehr beeindruckt, dass er in eigentlich recht kurzer Zeit so ein umfassendes Wissen über Fauna und Flora aufgesaugt hat, es gab keinerlei Fragen, die er nicht beantworten konnte und auch das Verhalten der Tiere ist ihm so geläufig, als wäre er im Busch aufgewachsen.
Als ich seine Rolle übernehme: „Watch your head!“ und „Hold on tight!“ muss er erst mal überlegen, bis er lacht und dann macht er einen kapitalen Fehler. ER FRAGT MICH, WAS WIR HEUTE SEHEN WOLLEN – Ha. Ich weiß, dass es hier keine Painted Dogs mehr gibt, deshalb fällt mir die Antwort ganz leicht: „Cheetahs of course“ in dem riesigen Reservat gibt es gerade mal 14 Cheetahs – das erfahren wir – also wird es haarig. Die 65 Ranger stehen über Funk in Kontakt: wer ein Tier sieht, verständigt die anderen. Maximal 3 Autos dürfen pro View anfahren und schauen – der erste hat freie Wahl, wie lange er bleiben will. Ab sofort suchen 65 Ranger nach „meinen Cheetahs“.
Wir sehen ganz andere Tiere als in Tembe und die Tiere verhalten sich nochmals ganz anders als in Tembe. Irgendwie merkt man hier ganz stark, dass es eine regulierende Hand gibt (das Management), das das Wohl der Tiere deutlich über die Wünsche der Touristen stellt. Hier fahren keine Privatautos, alle Ranger sind gut ausgebildet und sind dem Management unterstellt.
Ursprünglich war des Gebiet des heutigen Manyoni Ressorts, das um die 230 Quadratkilometer groß ist, in 17 Game Farms aufgeteilt. Da wurde gejagt und auch mal versucht Landwirtschaft zu betreiben (Zuckerrohr, Rinderzucht und Macadamianüsse). Als es sich herauskristallisierte, dass der gewaltfreie Tourismus und die Konservation von bedrohten Tierarten ein gutes Geschäft werden kann, legten die 17 Farmer ihr Land zusammen – die Zäune zwischen den Farmen wurden beseitigt und die Außengrenzen verstärkt – schließlich ist auch Manyoni ein Big 5 Reservat: es gibt also Löwen, Leoparden, Elefanten, Rhinos und Büffel.. Es geht nicht nur darum die wertvollen Tiere zu schützen, sondern auch die angrenzenden Dörfer mit ihren Ziegen und Rindern und Hühnern vor den Räubern abzusichern und die Felder und Dörfer der Bevölkerung vor den marodierenden Elefanten.
Alle Tiere, die wir treffen sind vorsichtig aber nicht scheu – definitiv nicht zahm, aber auch nicht wirklich gestresst,
Und so stehen wir gleich hinter dem Reservat in einer Gruppe Kudus – die großen grauen Antilopen sind normalerweise recht scheu – sie heißen auch The Grey Ghosts – hier sehen wir sie mehrmals täglich ganz nahe an unsere Lodge.
Ein paar Minuten später – wir haben schon viele, viele Warzenschweine passiert und Nyalas und Impalas, stehen wir mitten in einer riesigen Büffelherde. Julia ist ein bissl mulmig, weiß sie doch, dass „The Black Death“ das gefährlichste Tier sein soll. Nachdem die Büffel sich frei bewegen können und unserem Jeep oder sind es doch unsere Blicke, vor denen sie sich fürchten – gut ausweichen können, gibt es gar keine Anzeichen von irgendwelchen aggressiven Drohungen.
Julian erweist sich als unglaublich kompetenter Begleiter und erzählt, dass die Büffel alle Tuberkulose positiv sind, dass sie sich so gut vermehren, dass sie regelmäßig gekeult werden müssen, damit sichergestellt ist, dass alle Tiere im Reservat genug zu fressen haben.
Plötzlich ein Funkspruch und Julian steigt aufs Gas: wo fahren wir hin? Er grinst und fährt mit uns zu einer anderen Lodge im Reservat – 2 Jeeps stehen schon da – 2 Löwen liegen auf dem Kamm des Hügels und 3 weiter steigen vom Felsen hinter der Lodge herunter. Die jungen Löwen und Löwinnen tollen herum wie Kitten,
….dann marschieren alle 5 ein paar Schritt weiter und lungern DIREKT an unserem Jeep in der Wiese herum. Ich höre sie atmen und vergesse selber Luft zu holen. Bedrohlich? Nein! Ergreifend – ja unglaublich.
Plötzlich merken die Löwen auf und ein paar hundert Meter weiter sehen wir 2 Elefanten und 2 Männer auf einem Weg quer durch das Feld. Julian sagt: das sind Rambo und Rachel – aber die werdet Ihr ja heute noch genauer kennen lernen… er erzählt, dass die Löwen einen der Wärter anvisiert haben und Rambo und Rachel die Löwen ganz massiv in die Flucht geschlagen habe. Das ist eine spannden Geschichte mit den beiden – aber ich denke, das wird Nina erzählen wollen.
Wir verabschieden uns von den Löwen und tuckern weiter – viele, viele Tiere sind zu sehen und da ein weißes Nashorn mit einem Baby. Julian fährt behutsam möglichst nah ran – er möchte, dass das Kleine sehr bald lernt, dass Jeeps mit Menschen drinnen so selbstverständlich sind, wie Zebras und Warzenschweine und überhaupt.
Wir machen unsere erste Kaffeepause in Manyoni und lernen den Ranger Kaffee kennen – Kaffee natürlich frisch zubereitet auf dem Wildfänger des Jeeps und Amarula Likör – ich schwöre man könnte sich daran gewöhnen….wir fahren entlang und in dem ausgetrockneten Flussbett – die Wege sind abenteuerlich rumpelig und bergauf und bergab – ich bin sehr froh, dass Julian und Lizzy so geländegängig sind..
Das Frühstück ist schon angerichtet als wir in der Lodge ankommen: Ein kurzes Schläfchen, dann noch einen Kaffee und dann geht’s zur Privataudienz von Rambo und Rachel.
Nachdem die Elefanten Ninas Lieblinge sind, überlasse ich ihr diese Geschichte.
Ach… Rambo und Rachel sind 2 Elefanten, die in Mayoni endlich ihre Heimat gefunden haben und gleichzeitig steht dahinter ein sehr durchdachtes Projekt , um den 2 diese Heimat auch zu ermöglichen.
Die beiden Elefanten wurden als Waisen von Menschen aufgezogen, nachdem ihre Herde aufgrund von Überpopulation abgeschossen wurde – eine Vorgehensweise, die vor längerer Zeit durchaus gängig war. Es gab tatsächlich eine Zeit, wo es so viele Elefanten gab, dass sie einerseits eine wirkliche Bedrohung für die Menschen in den Dörfern darstellten und andererseits den begrenzten Lebensraum so verwüstet haben (ein Elefant frisst ja immerhin mehrere hundert Kilo am Tag!), dass es letztendlich zu massiver Nahrungsknappheit in der Reservaten geführt hat und viele Tiere, vor allem aber die Elefanten, verhungert sind. Zu Beginn des Wildmanagements wusste man noch zu wenig über das Verhalten der Tiere – im Gegensatz zu heute, (wo man im äußersten Notfall ) weiß, dass man nur eine ganze Herde abschießen darf bzw.muss, wusste man das damals nicht und hat nur ein paar Tiere aus einer Herde erschossen.
So sind Rachel und Rambo als Waisenelefanten in die Obhut von Menschen gekommen, die sie also aufgezogen haben und da Elefanten eben sind, wie sie sind, nämlich Herdentiere, kam es in weiterer Folge zu problematischen Zwischenfällen, als die 2, mittlerweile ausgewachsen, Kontakt mit „ihren Herdentieren“ suchten. Man hatte also 2 Problemelefanten herangezogen…
Das Management des Mayoni Reservates hat sich den beiden aber Gott sei Dank angenommen und ein sehr durchdachtes Projekt gestartet. Rachel und Rambo haben immer 2 Ranger mit sich, die jeden Tag von früh bis spät, bei Sonne und Regen durch das Reservat streifen. Die 2 afrikanischen Männer sind wirklich Teil der Elefantenherde und werden auch heldenhaft von Rambo und Rachel verteidigt, sogar gegen Löwen, erzählen die Ranger stolz. Angst? Nein, die haben sie nie, wenn sie mit ihren Elefanten unterwegs sind, sie haben ja die besten und größten Beschützer, die man in Mayoni haben kann!
Somit sind die Elefanten komplett frei und haben auch ihren menschlichen Kontakt, den sie sonst suchen würden. Beinahe täglich und komplett freiwillig kommen sie um 11 Uhr an einen bestimmten Platz, wo Kleingruppen von Touristen über ihre Geschichte und das Verhalten der Elefanten generell erfahren können. Da die beiden Elefanten ja von Menschen aufgezogen wurden, bekommen sie für ihr Erscheinen natürlich Futter, das man Ihnen tatsächlich völlig stressfrei als Besucher füttern kann und gleichzeitig kann man auch mal Elefantenhaut fühlen und die unglaubliche Größe dieser Tiere hautnah erleben. Es hat mich zutiefst berührt, neben diesen majestätischen, intelligenten und großartigen Tieren zu stehen, die tatsächlich wilde, an Menschen habituierte Elefanten sind. Es gibt nur ganz wenige Tage, wo das Duo nicht zu erscheinen wünscht – zB. wenn sie sich mal für ein Stell-Dich- Ein mit den ganz wilden Elefantenherden entscheiden – ansonsten erscheinen sie wirklich einfach so, um zu schauen, wer wohl heute da ist, um sie zu füttern
Durch die Einnahmen wird dieses ganze Projekt, inklusive Arbeitsplätze für 3 afrikanische Ranger, finanziert und so hat eine traurige Geschichte doch noch ein gutes Ende gefunden.
Ich bin ja Elefanten gegenüber ein bissl skeptisch eingestellt – und ich sollte auch recht behalten. So ein Elefantenrüssel greift sich richtig unangenehm an – die Borsten, mit denen er übersät ist, sind ganz sicher Vibrissen und sie stechen und auch die Haut entlang des Rüssels ist so, wie man sich einen Dickhäuter vorstellt. Hinter den Ohren und an den Achseln sind auch Elefanten streichelweich.
Rambo und ich – das wird keine Freundschaft und so erlebe ich auch einen der wenigen erfreulichen Momente, als Rambo mich nach dem Meeting im Jeep entdeckt und um den “Wir halten bitte höflich Abstand” Zaun herum und im Stechschritt auf mich zueilt. Julian hat versucht sich ihm in den Weg zu stellen – völlig sinnlos natürlich und ich hatte wirklich Angst, dass der bettelnde Rambo frustriert wird, wenn ich nix für ihn habe – ein frustrierter Afrikanischer Elefant – na danke schön. GSD entdeckt einer der Wärter den ausgebüxten Elefanten und lockt ihn mit einem 50 kg Futtersack von mir weg – Puuuh.
Was mich an der “Intervention mit Elefanten” am meisten beeindruckt hat: die Elefanten können den Kontakt mit Menschen frei wählen – Futter gäbe es rundherum genug – sie müssen nicht hierherkommen um zu fressen. Wenn alle sich dem Aufmerksamkeitsjunkie Rambo zuwenden, dann wird Rachel eifersüchtig und bewirft die Besucher sehr gezielt mit Sand. Rambo hat eine Lippe seines Rüssels amputiert – nach einer uralten Verletzung – toll, wie er sich Kompensationsmechanismen einfallen lässt. Und am allermeisten hat mich die junge Frau beeindruckt, die mit unglaulichen “Schmäh” ihre Elefanten präsentiert hat. Die ist im Herzen sicher Wienerin.
Ganz schön spannend – der heutige Tag – es gibt wieder wunderbares Essen und wie üblich fallen wir noch vor 22 Uhr todmüde ins Bett. Was für ein Tag…