Heute Nacht musste ich Nina einfach wecken – ab 3 Uhr nachts hörte ich Löwen und Löwen und Löwen – bis zum Zähneputzen um 6 Uhr früh. Es gibt wenige Laute, die mich so tief berühren – aber die Löwen würde ich immer und überall erkennen.
In der Früh findet Nina auf der Suche nach einem Stöpsel, den ich im Zimmer rumgeschossen habe, ein Ei – wohl von einem Gecko unter ihrem Bett – genauer wollen wir dann nimmer suchen.
Carlos erzählt uns zur Begrüßung, dass die Löwen heute Nacht sehr nah waren und dass sich aus dem nicht-öffentlichen Teil von Tembe 2 junge Löwenmännchen an die Gruppe heranmachen, in der der dominante Löwe herrscht. Die Unruhe in der Nacht und die verschiedenen Richtungen, aus denen die Rufe gekommen waren, lassen uns auf jeden Fall nicht auf Löwen Begegnungen hoffen heute. Die sind sicher müde.
Macht nix – ich hab eh Leoparden und Rhinos bestellt.
Tembe verkauft sich als Big 5 Park: das sind Löwen und Elefanten und Rhinos und Büffel und Leoparden. Diese Einteilung stammt noch aus einer Zeit, als das Großwild zu Fuß gejagt wurde – hier sind nicht die 5 größten, sondern die 5 gefährlichsten Tiere genannt. Was ein angeschossener Elefant oder ein Büffel tun können, das beschreiben die großen Afrika Autoren der 60 Jahre ganz beeindruckend
Mein Liebling ist Robert Ruark mit seinem Buch Safari – nix für Tierschützer, aber sehr spannend.
Es gibt mittlerweile ganz viele liebevolle Weiterdeutungen – Nina – kannst noch alle?
The Ugly 5 – da fallen mir die Warzenschweine und die Hyänen und der Marabu ein – bis auf den Marabu finde ich die aber toll. Warzenschweine sind unheimlich gescheit und sehr sehr sozial – zu ihresgleichen natürlich. Und dasselbe gilt auch für die Hyänen – die wir in dieser Reise leider nur zu hören, aber nicht zu sehen bekommen werden. Die letzten 2 sind das Gnu oder Wildebeest und der Geier. Spannend, wie viele Aasfresser bei den hässlichen dabei sind – wo sie doch so unglaublich wichtig sind um die Überreste der toten Tiere zu entfernen.
The Little 5 : Leopard Turtle? Das steige ich aus NIIIIIINA!
Bitte sehr, hier die little five: Ant-Lion, Buffulo-weaver, Elefant-mouse, Rhino-bug, Leopard-tortoise
Also gut – wir fahren heute in die Swamps (in den Sumpf) und schauen, ob wir Büffel treffen.
Wir fahren weit, ohne viel zu sehen – gar nicht wahr. Am Wasserloch sehen wir zwar keine Elefanten aber unglaublich lustig buckelnde Impalas – so schaut Lebensfreude aus und am Rand einer Lacke einen unglaublich gut getarnten Waran – den wir nur an seiner geraden Rückenlinie festmachen könne. Ganz gerade oder ganz runde Formen sind meist nicht gewachsen – da bleibt das Auge nach ein paar Tagen hängen und schaut genauer.
Im tiefen Sand finden wir die Spuren eines Löwen – wir bleiben heute lieber wieder VOR den Büschen.
Entlang des doppelten elektrisch gesicherten Zauns von Tembe brettern wir mit Höchstgeschwindigkeit (max. 30 km/h) durch die Gegend und kommen uns vor wie auf der Autobahn.
Erstmals sehen wir Wasserböcke, die ein struppiges Fell haben und ein weißes, großes kreisrundes Zeichen am Hintern. Eines der „Follow Me“ Zeichen, die wir noch ganz oft sehen werden. Wir umfahren die Sümpfe und suchen einen schönen Platz für den Kaffee, als es passiert. Die ersten 3 – völlig unscheinbaren – Lacken schafft Carlos bravourös und ich (als Co Pilot;)- spüre wie wir mit dem Riesenjeep zu driften und rutschen beginnen und dann stecken wir auch schon fest. Carlos versucht sich raus zu schaukeln und dann geht nix mehr.
Das wird eine lange Kaffee Pause….
Die Männer suchen Steine und Äste und versuchen dem Jeep irgendeine Art von Halt zu geben.
Mireille, Waltraud, Nina und ich – wir trinken Kaffee und vertrauen darauf, dass die anderen das Problem schon lösen werden. Ein bissl ungut ist die Gewissheit, dass es hier sehr viele giftige Schlangen gibt – aber wir stampfen fest auf und bleiben dann auf unserem Platz dann sollte nix passieren. Den Big 5 sind wir egal – es lässt sich niemand sehen, sogar die Wasserböcke in der Ferne sind verschwunden.Mireille erzählt von zu Hause in Swasiland, von ihren Hunden ( Labradore natürlich) und Pferden, von ihrer Tochter, die Tierphysiotherapie studiert – na sicher werden wir in Swasiland einen Kurs machen – yippieh! Und Peter erzählt wie er als 19 jähriger mit dem Auto aus England abgereist ist und nie wieder zurück wollte. – Sie machen uns Gusto auf noch mehr Afrika.
Mireille berichtet von einem Urlaub in Botswana. Im Okavango Delta, wo sie an einer Reitsafari teilgenommen hat und inmitten von Giraffen galoppiert ist….Den Floh, den sie mir da ins Ohr setzt hat – der begleitet mich sicher noch ganz lange.
Die Männer schaffen es den Jeep wieder frei zu bekommen – wir feiern sie gebührend und fahren gemütlich wieder zum Camp. Keine Büffel und doch ein Abenteuer!
Am Heimweg sehen wir ein Schild, das sich an die Arbeiterinne richtet, die aus dem Dorf hier im Sumpf Schilf schneiden. Natürlich werden Sie von bewaffneten Rangern begleitet.
Achtung Wilde Tiere
Peter erzählt von einer Safari, wo sie eine Handvoll schwarzer Arbeiterinnen in der Mittagspause angetroffen hatten und ihren Lunch mit ihnen gemeinsam eingenommen haben. Plötzlich stand ein großer Löwe am Weg. Eine der Damen stand auf, ging mit einem Topf und einem Löffel unter lautem Getöse auf den Löwen zu und vertrieb ihn mit dem Lärm. Dann aßen sie seelenruhig zu Ende, bevor die einpackten und weiterarbeiteten. SO geht das.
Um 3 geht’s zur Abendsafari – unglaublicher Weise ist der Jeep frei von allen Schlammspuren und auch Carlos strahlt wie immer in blitzsauberer und frisch gestärkter Uniform
Jetzt fehlt nur mehr der Leopard… Cheetahs gibt es in Tembe keine, die Hunde sind grad irgendwo – entweder im nicht öffentlichen Teil von Tembe (Trevors Theorie) oder unter dem Zaun durchgegraben und abgehaut (Carlos Theorie).
Nein der Leopard zeigt sich heute nicht mehr: aber ein Elefant möchte uns noch gerne „Guten Abend“ wünschen. Auf Handbreite kommt er auf unseren Jeep zu und schmatzt Carlos ins Ohr. Was für ein Erlebnis. Als er nach einigen Minuten wieder mit einem Schlenkerer im Busch verschwindet, atmen wir alle durch. Alle haben die Luft angehalten… Mireille erzählt von äußerst unangenehmen Elefanten Begegnungen in anderen Parks und wir sind froh und dankbar, dass sich die Big Tusker (alte Bullen mit großen Stosszähnen) so entspannt verhalten. Ich bin echt zufrieden damit, dass jetzt keine Paarungszeit ist und die Elefanten nicht in Mast sind. Der Testosteronüberschuss macht sie aggressiv – na danke….