28.10.2022 – Safari pur

Was für eine Nacht. Es hat stark geregnet und das Gewitter hatte es ordentlich in sich. Ein Blitz muss ganz in unserer Nähe eingeschlagen haben – das Zelt wackelt und sogar Nina wacht auf. Wieder hören wir Löwen brüllen und finden das Leben im Tembe Elefanten Park einfach nur großartig.

Die Gewitter in Afrika sind einfach gewaltig, ich hab selten so arge Donner gehört , wie hier – wenn Sabine schreiben, sogar Nina wacht auf, dann heißt das was 😉 Ich liebe ja Gewitter, aber ein bisschen muss ich an Mutti und Julia denken, die allein in ihrem Zelt sicher auch aufgewacht sind und sich hoffentlich weder vor dem Gewitter noch vor den Löwen fürchten …wobei bei Julia Spinnen schlimmer sind als all das Gedonnere und Gebrüll; ich muss jeden sie jeden Abend in ihr Zelt bringen und vor dem Schlafen alles nach Spinnen absuchen, nachdem wir am ersten Abend eine riesige Red Roman gefangen und hinaus befördert haben. Red Romans schauen wirklich beeindruckend aus und sind irre schnell und darüber hinaus sehr lichtscheu, was dazu führt, dass sie dem Menschen bzw. dessen Schatten nachrennen, was mitunter sehr lustige Verfolgungsjagden auslösen kann. Ich bin jedenfalls mittlerweile Profi im Spinnen fangen  (getötet hab ich aber keine).

Es kehrt Routine ein: Wecker auf 5:30. Wir sind IMMER vor dem Läuten munter und trinken unseren ersten Kaffee auf der Terrasse – es ist schon hell und alles leuchtet – ist ja frisch gewaschen. Heute sind tatsächlich ein paar Affen zu sehen – Nina was sind das? Meerkatzen?

Vervet Monkeys, also grüne Meerkatzen. Sie sind beinahe überall zu finden und ich mag sie sehr, sie sind einfach wirklich witzig zu beobachten und haben fast immer Babies und halbwüchsige Lauser in der Gruppe dabei, die lauter Blödsinn machen.

Um 6:00 geht’s los – heute haben wir neue Beifahrer – aber die halten sich sehr zurück. Höflichkeitshalber frage ich, wo sie sitzen wollen – aber meine Co Piloten Rolle bleibt mir zum Glück.

In einer schwachen Stunde habe ich alle Sitzreihen – immerhin 3 in ansteigender Höhe – hinter dem Beifahrer Sitz ausprobiert. Man weiß ja nie und das Gras auf der anderen Seite … Aber es liegt wohl nicht am besseren Platz, dass Adlerauge Nina alles sofort entdeckt – es liegt wahrscheinlich daran, dass sie besser sehen kann als ich und mehr Erfahrung im Wild Suchen hat und vielleicht wirklich nur ein ganz ganz kleines Bisschen daran, dass sie nicht so viel tratscht, wie ich. Carlos Ohren haben GSD nicht geblutet – ich hab extra nachgeschaut.

Sabine unterhält uns alle mit ihrer Fröhlichkeit und durch ihre Neugier bleibt wirklich kein Geheimnis ungelüftet – wir alle – inkl. Carlos – finden das äußerst erfrischend und unterhaltsam.

Aber wie könnten wir sonst so viel erfahren haben: Carlos ist Ranger mit Leib und Seele. Er weiß unglaublich viel und hat ein großes Herz für die Pflanzen- und vor allem die Vogelwelt. Auf mein Drängen nach Rhinos und Leoparden undundund reagiert er mit ernsthaftem Nicken und sagt: ja, genau so machen wir das. Und dann bleibt er doch bei den unterschiedlichen Pflanzen stehen um sie uns zu erklären und kosten und riechen und schmecken zu lassen. Am besten fand ich die Beschreibung: „it gives you a running belly“ – das Bild ist wohl selbsterklärend. Bei dem Gefieder und den Pflanzen habe ich nicht so gut aufgepasst – da springt Nina hoffentlich für mich ein. Ich weiß nur mehr, dass die Monkey Orange (NINA??) unglaublich gut nach Mango gerochen hat und sich extrem cremig angefühlt hat. Also wenn jemand in die Kosmetik Produktion einsteigen möchte…. Ich habe da so eine Idee.

Monkey Orange oder auch Monkey Apple wird von uns nicht so gut vertragen, obwohl es wie von Sabine beschrieben köstlich riecht! Affen und Elefanten lieben diese Frucht und auf den vielen Märkten, wo man geschnitze Figuren kaufen kann, da gibt es auch oft so runde bemalte Kugeln, das sind meist Monkey Oranges.




immer, wenn die Ranger beginnen, von Pflanzen zu spreche – dann ist grad nix los bei den Tieren. Ich meine, wenn wir wegen der Vögel da wären – dann hätten wir alles gesehen und gehört. Wir beschließen: wir sind keine BIRDERS – wir sind CATTERS (also wegen der Katzen hier) und ab sofort werden alle Vägel als Chicken bezeichnet: big chicken, ugly chicken, long legged chicken. Carlos und ich wir übertreffen uns in der Beschreibung der unterschiedlichen Hendln und lachen uns schief – kommt nicht bei allen gut an….

Carlos kommt aus dem Stamm der Tonga und ist der älteste von 16 Kindern, die sein Vater mit 3 Frauen hat. Er wäre immer schon gerne Ranger geworden, aber die Ausbildung war für seine Familie einfach zu teuer. So arbeitete er jahrelang in Johannesburg in einer Mine, bis er genug Geld zusammen hatte um die Ranger Ausbildung bezahlen zu können. Seither ist er im Tembe Elefant Park und ich denke, es gefällt ihm sehr gut. Die Ranger haben in der Belegschaft eine Sonderstellung – Tembe wird von der Gemeinde geführt – viele MitarbeiterInnen sind offensichtlich keine Profis – die Ranger aber schon. In Tembe sind alle Ranger schwarz und es herrscht untereinander ein reger Wettbewerb, wer was gesehen hat. Wir stinken so ein bissl ab und ich muss Carlos vor seinen Kumpels ordentlich in Schutz nehmen – vorlaut war immer schon mein 2. Vorname und die Burschen lachen sich schief.

So, fahr’ma und heute bestelle ich Leopard. Irgendjemand entrüstet sich von hinten und sagt: soweit kommt’s noch – wir sind doch kein Safari Drive in – da musst in den Zoo gehen. Aber ich weiß: Wünsche ans Universum muss man artikulieren.

Der Morgen Drive ist nicht so wahnsinnig erfolgreich – wenn wir nur nach den Bestellungen gehen würden…. Die erste Giraffe, direkt hinterm Lodge Gate, überrascht mich und ich habe das Handy noch nicht zur Hand – dann gibt es erst mal weniger Tiere zu sehen.

Wir finden aber sonst viele viele interessante Dinge – unter anderem einen Impala Schädel. Mit war bisher nicht klar, dass die Antilopen Hörner und kein Geweih tragen und ich entschuldige mich bei meinem Zoologie Professor, der uns das sicherlich irgendwann im vorigen Jahrtausend erzählt hatte.

Der Impala Schädel liegt schon lange da – in den kommenden Tagen finden wir ihn mitten auf der Straße zerstört wieder. Offensichtlich haben die Giraffen daran gefressen – das tun sie immer wieder mal um Kalzium aufzunehmen

Gleich danach finden wir sehr imposante Spinnennetze – aber die Geschichte dazu hab ich mir auch nicht gemerkt – schließlich wollte ich Leoparden. Die Dame, die heute mit uns mitfährt und ihr Ehemann sind recht still, aus ihren wenigen Kommentaren kann ich aber doch heraushören, dass sie nicht zum ersten Mal auf Safari sind – na das hat Zeit bis heute zum Gin Tonic im Busch vor Sonnenuntergang – dann frag ich sie.

Die Spinnennetze waren Netzte der Golden Orb Spider. Man sagt ihr nach, die stärksten Netze überhaupt zu spinnen und wenn man so viele Fäden zusammen nehmen würde, wie ein Drahtseil dick ist, dann wären die Spinnenfäden stärker als das Drahtseil…

Ich sag ja es kehrt Routine ein.

Zum Abend Drive finden wir uns vollzählig ein

Mireille und Peter – so heißen die beiden – gehören schon dazu. Mireille hat eine riesengroße Kamera mit, Nina kämpft noch ein bissl mit ihrer neuen EOS und ich knipse mit meinem I Phone unverdrossen drauf los.

Diese Ausfahrt ist spektakulär. Zuerst ganz viele Giraffen – ganz nah und weit weg, hin und wieder ein Elefant dabei. Wenn so eine Giraffengruppe steht und frisst, dann sprechen die Experten (also wir 🙂 ) von einem “Tower of Giraffes”, wenn die marschieren, dann nennen wir (hihi) das “a Journey of Giraffes”

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Wir finden zuerst frische Elefantenspuren und Carlos folgt diesen ganz aufgeregt, weil er meint, es handelt sich um einen Elefanten in Mast – ganz ehrlich, ich muss nicht unbedingt den grantigen, testosterongeladenen Bullen in der Nähe haben, aber die Erklärungen von Carlos, wie er das erkennt, sind schon sehr spannend!!!

Wir trinken unseren Sundowner und suchen die Toilette: heute nicht hinter den Busch – es sind so viele Löwenspuren zu sehen – nur hinter den Jeep. Carlos schenkt mir gerade den Gin Tonic (MUSS man bei Safari trinken) ein, da werden seine Augen groß und seine Körperanspannung auch. Was ist los flüstere ich – er antwortet: ah da ist ein Nyala hinter Nina (die gerade hinter dem Jeep…) – wegen eines Nyala wird er so? da ruft Mireille “Oh God an elephant – on the street”. Der Elefant vermeidet Stress und biegt 5 m vor Nina in den Busch ab. Sie hat nix gehört – außer uns …

Ich brauche dann einen toilet stop und da  es keinen toilet bush in der Nähe gibt, begebe ich mich hinter das Auto und merke irgendwie, dass alle plötzlich komisch drauf sind. Gott sei Dank bin ich fertig, Mireille sagt mir danach , dass hinter mir ein Elefant geradewegs auf den Jeep zugegangen ist, jedoch dann doch lieber ins Dickicht abgezweigt ist – ob ich ihn erschreckt habe??

Naja, egal, wir fahren weiter den Spuren des Bullen nach …aber wie so oft kommt es im Busch ganz anders …

heute gibt es nach dem Impalaschädel auch noch viele sehr lebendige Impalas zu bewundern

So, genug angegeben. Vor uns steht das Auto der Forscher – schon wieder die! Aber halt – was zeigen die da an? Löwen! Da! –  rechts im Busch.

Wir sehen zuerst die wunderschöne Löwin – sie macht das, was Löwen am besten können: chillen. Carlos sieht noch eine Bewegung im Gebüsch und zuerst ein Cub und dann das zweite. Kurz später kommt auch die mit Halsband ausgestattete Mutter herbei. Wir bleiben lang bei den Löwen und sie sind einfach wunderschön. Es ist wohl dieselbe Gruppe, die wir auch gestern schon gesehen haben.

Ergriffen und angefüllt mit Eindrücken fahren wir zum Sonnenuntergang Gin und dann treffen wir noch den Überelefanten. Er kommt heran – grad, dass er uns nicht die Hand schüttelt und frisst ungerührt direkt neben Carlos.

Wir können ganz toll zuschauen, wie der gemütliche Riese die Monkey Oranges mit dem Rüssel pflückt, sie im Maul aufknackt (die Schale ist nämlich ziemlich hart) und dann die feinen innen liegenden Teile verspeist. Idylle pur!

Mireille ist hingerissen. Nicht nur von den riesigen Stoßzähnen, sondern weil die Elefanten in Tembe so entspannt und ruhig sind. Sie berichtet von gefährlich Elefantenbegegnungen im Kruger Park und ist mit uns ganz einig – es ist wohl dem respektvollen Umgang der Ranger mit den Tieren zu verdanken. Die Elefanten nehmen uns als etwas völlig Normales wahr – und wir sind ihnen einfach egal.

Hach was für ein Erlebnis

Der Sonnenuntergang und danach die Venus (keine Ahnung – halt ein Stern) begleiten uns zum Camp. Heute gibt es Warzenschwein – das beste Fleisch überhaupt!

Gute Nacht!