Heute ist morgen. Wir haben uns die Wecker auf halb 6 gestellt – um 5:15 sind wir munter – Nina hat gut geschlafen. Ich nicht.
Wir kochen uns im Zelt einen Kaffee und trinken ihn auf unserer Terrasse. In der Toilette gibt es bei Tageslicht keine Skorpione und die komischen Käfer sind von ihren nächtlichen: „Komm wir ärgern Sabine“ Exkursionen auch müde.
Ich habe herrlich geschlafen – Sabine, deine Angst, dass du schnarchst und ich nicht schlafen kann, war völlig unbegründet, ich kann nämlich immer schlafen und habe nichts gehört nur wenn du wegen der Käfer um Hilfe gerufen hast, bin ich (vielleicht) aufgewacht, um dich heldenhalft zu retten.
Na gut – vielleicht fahr ich erst am Nachmittag nach Hause. Jetzt ist es mal wichtig, den Franzosen keine Sitzplätze – also unsere Plätze – überlassen zu müssen. Ich bin entsetzt in was für einen Unsympathler mich so ein paar Käfer verwandeln können und nehme mir ganz fest vor lieb – nein nicht übertreiben – freundlich zu sein.
Und das ist dir dann auch sehr gut gelungen – freundlich, lustig und sehr reisebegleitungstauglich!!!
Als ich Carlos sehe, der so wie übrigens alle folgenden Tage auch, freundlich und höflich und blitzsauber in einer frisch gestärkten Uniform sein ebenfalls frisch gewaschenes Auto präsentiert und mir Freude strahlend erklärt, dass ich natürlich wieder Co Pilot sein darf – da ist meine schlechte Laune wie weggeblasen und ich bestelle – so wie alle anderen Tage auch ;)- was wir heute sehen wollen. Rhinos heute Vormittag und Löwen am Abend und die Wildhunde stehen über allen anderen.
Carlos verspricht sein Bestes zu geben – so entwickeln wir unsere Rituale, an denen wir gerne festhalten.
Ich wähle – ungefragt natürlich- die heutige Abzweigung aus – und wir sehen die ganze Vormittagsfahrt: NIX. Sogar die meisten Nyalas schlafen noch. An den Wasserlöchern stellt Carlos traurig fest: Nobody home.
Irgendwann gibt es einen Kaffee im Busch und afrikanischen Zwieback dazu (natürlich mit Tischtuch) und es stellt sich eine unglaublich entspannte Stimmung ein. Wir sehen nix – ganz egal, aber wir fahren und suchen und am Nachmittag wird es besser, oder morgen – ganz egal.
Wir sehen nix ist relativ, wir sehen nicht das, was du bestellt hast Sabine! Es gibt so viel zu sehen, riechen, hören, ich bin ganz verliebt in die Vielfalt dieses Reservates: Sandwalt mit riesigen Fig-Trees, dichte Buschlandschaft, Moor, hügeliges Gebiet, tausend Mistkäfer, die eifrig ihre Kugeln drehen, Greifvögel der unterschiedlichsten Art, ich sehe auch viele Mangusten, die sind aber so schnell, dass ich sie niemanden zeigen kann…hach, einfach nur schön!!!
Wir fotografieren alles, was uns in die Quere kommt. Es sind Blumen und Bäume und Hurra! Eine Nyala Gruppe. Danke das wars
Wir fahren zum Frühstück.
Die Tische machen sich schön langsam bekannt – was haben die Damen aus Florida gesehen? Und was die aus Holland? Und die Südafrikaner?
Aber bei uns war’s am schönsten. Jemand fragt mich nach unserem Guide – ob das der ist, der stottert? Was? Carlos, der ganz viel erzählt, stottert? Wäre mir nicht aufgefallen.
Wie schön, dass er sich trotz meiner blöden Witze und 1700 Fragen so wohl fühlt, dass er fließend und voller Lachen erzählt.
Nach dem Frühstück gehe ich duschen – im Freien und es ist einfach nur wunderbar. Große Regendusche, heißes Wasser mitten im Grünen und trotzdem perfekt abgeschirmt; keine ungewünschten Besucher – ich falle um 10:30 ins Bett und schlafe tief und fest bis zum Mittagessen. Essen – Schlafen – Essen – Abenteuerfahrt – was für ein Leben. Das Essen ist recht einfach aber absolut in Ordnung
Ich bleib doch da -schließlich sind ja die Löwen bestellt und das Rhino vom Vormittag…..
Die Nachmittagsfahrt beginnt ein bissl lau – obwohl ich mich nimmer in die Routenführung eingebracht habe. Wir sehen die üblichen Verdächtigen: Nyalas und Impalas und weit weg ein paar Elefanten und Giraffen.
Da – Giraffen: eine, nein zwei in starker Anspannung – beide schauen angestrengt von uns weg. Es kommt Bewegung in die Landschaft – aus der Ferne galoppieren vier weitere Giraffen heran und stellen sich nahe der anderen beiden auf – auch gespannt und alle auf einen Punkt blickend. Die Stimmung ist wirklich bedrohlich und uns ergreift das Jagdfieber. Hach wie ich Safari liebe!
und dann nimmer…
Carlos versucht um das Geschehen herum zu fahren, um einen besseren Blick zu haben und es ist nix zu sehen- noch immer nix und auf einmal sind sie da: 2 Löwinnen mit 2 Cubs. Sie kreuzen direkt vor uns die Straße und lassen sich im Busch nieder – die Cubs sind guter Dinge und spielen und freuen sich des Lebens.
Giraffen, oder auch Impalas und Zebras zeigen sehr gut an, wenn Gefahr in der Nähe ist. Wenn man in einer Impalagruppe alle Tiere entspannt fressen oder gar einige davon liegen sieht, ist gar keine Gefahr in der Nähe zu erwarten. Aber wenn, wie Sabine beschrieben hat, alle Augen und Ohren in eine Richtung gerichtet sind, dann wird es spannend…Bei Zebras und Impalas hört man dann auch ein Warnschnauben, bei Giraffen gibt es das glaube ich nicht. Wir hören jedenfalls zuerst die Rufe der Löwinnen, bevor wir sie sehen, das hat Sabine glaub ich vergessen, ich bin ganz ergriffen von der Situatuation…
Plötzlich kommt ein kleinerer Pickup heran, auf dem Forscher sitzen. Sie haben eine Richtantenne in der Hand und registrieren die Löwen, die ein Halsband tragen.
Leider vertreiben sie uns die Löwen und wir fahren weiter. Ich kann mir beim Vorbeifahren nicht verkneifen zu fragen: habt Ihr heute auch die Wildhunde gesehen? Der Fahrer sagt mir ganz deutlich: es gibt keine Wildhunde in diesem Park.
Carlos zieht den Kopf ein .
Bevor die Löwinnen jedoch von dannen ziehen, weil das doofe Forscherteam ihnen zu nahe gerückt ist, kann ich noch 2 Bilder von der Löwenmama machen, wie sie den Pickup anfaucht, sie ist offensichtlich überhaupt nicht amused über die Störung, was ich sehr sehr verstehend kann!!
Es gibt Wildhunde im Tembe Reservat, der Park ist jedoch nur zu ca 2/3 befahrbar und 1/3 ist strikt alleine den Tieren vorbehalten. Hier haben sie ihre komplette Ruhe und können sich zurück ziehen – und da soll es die Wildhunde geben. Tut mir echt leid Sabine, die Wildhunde stehen auch noch immer ganz oben auf meiner Wunschliste, daher müssen wir leider leider nochmal zusammen nach Afrika
Ui – diese Frage hebe ich mir für einen günstigeren Zeitpunkt auf.
Wir trinken unseren Pink Gin und tauschen uns lebhaft über unsere Erlebnisse aus. Dann geht’s weiter in den Sonnenuntergang und einen großen Elefanten sehen wir auch noch.
Zum Abendessen gibt es eine sehr gute Suppe, Kudu und Chicken und Gemüse und Brot und zum Abschluss ein Tiramisu. Das war köstlich – mit einem Amarula auf Eis verabschieden wir uns und gehen schlafen.
Heute sind keine Skorpione mehr da, ich dämme meinen Kindle auf die minimal mögliche Helligkeit und schlafe verkehrt rum im Bett – kein Sisalhaupt – kaum Insekten.
Das schaffe ich. Und dann: dann höre ich sie – unsere Löwen. Ich glaub das ist mein Lieblingsgeräusch. Im nächsten Leben werde ich Löwe.
Löwengebrüll, also eigentlich die Revierrufe des dominaten Löwen, sind wirklich unheimlich beeindruckend und in der Nacht klingt das oft so, als wäre das alles auch ganz ganz in der Nähe. Ich denke an Julia, die allein im Zelt schläft, und hoffe, sie hat nicht zu viel Angst. Aber sie ist ja immerhin meine Tochter, denke ich, und wird das gut schaffen und im besten Fall wird sie es sogar toll finden …
Buschtauglich? Ich? Na sicher!!!
(Sag ich doch liebe Sabine )