Heute steht ein ereignisreicher Tag an: es werden viele Ideen auf den Tisch gelegt – ab 7 sind wir beim ersten Kaffee – Brunch gibt es um 10:30.
Wer mich kennt, der weiß: Geduld ist nicht meine Stärke und obwohl ich unseren Brunch „mit alles“ sehr genieße, freue ich mich doch schon sehr darauf loszufahren.
Julia ist die einzige, der das späte Frühstück rein gar nix ausmacht, erstens ist sie gar kein Morgenmensch und zweitens genießt sie die Zeit mit Layka auf der Couch, wo sie bereits am Tag 2. am Ende ihres 2. Buches angelangt ist, die sie sich am Flughafen „King Shaka“ in Durban bei der Ankunft gekauft hat.
Die ersten Eindrücke unserer Fahrt zu CROW zeigen wieder die Besonderheiten der indischen Viertel: die Menschen auf den Straßen sind beschäftigt, die Häuser sind top gepflegt, wenn auch eng aneinandergebaut – man hat die Familie gerne möglichst nahe. Blühende Gärten sieht man hier weniger – eher Kies und Pflaster. Was ich als Kinderspielplatz eingeschätzt hätte, sind indische Tempel, die in Durban problemlos direkt eine Moschee oder eine Kirche angrenzen.
Dass es in Afrika viele Inder gibt, das war mir natürlich bewusst, aber in Natal und in Durban hat die indische Bevölkerung noch eine ganz andere Geschichte:
Die Ansiedelung indischer Zwangsarbeiter ist eng mit dem Anbau des Zuckerrohrs vergesellschaftet. Nach einigen Fehlschlägen investitionsfreudiger Farmer erwies sich Zuckerrohr als DIE Pflanze, die im Klima der Provinz Kwa Zulu Natal am besten gedeiht. Die schwere körperliche Arbeit auf den Felder im feuchten Klima war unerträglich und so suchte man Menschen, die an harte Arbeit in dieser Art von Klima gewohnt und billig zu bekommen waren. Menschen aus Indien, die niedrigen Kasten angehörten, verpflichteten sich zu einem 5-jährigen Zwangsarbeiter Dasein, in dem sie zwar nur wenig mehr als Kost und Logis verdienten, aber nach Ablauf der 5 Jahre konnten sie sich als freie Bürger Südafrikas eine Existenz aufbauen. ( 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts)
Durban grenzt an einer Seite ans Meer und sonst findet man um Durban herum riesige Zuckerrohrfelder, ähnlich angeordnet wie Teeplantagen. Das Zuckerrohr ist ein dankbares Gewächs in diesem sehr heißen und schwülen Klima und werden am Ende, nach erfolgter Ernte, die Felder abgebrannt, was an manchen Tagen bei der Einfahrt nach Durban einen gespenstigen Eindruck hinterlässt…
Man hatte den indischen „Gastarbeitern“ (wobei hier wohl eher Skalvenarbeit als Gastarbeit richtiger wäre) versprochen, nach 5 Jahren Arbeit freie Bürger zu sein UND ein Stück Land zu bekommen, was jedoch nur zu einem ganz geringen Prozentsatz auch so erfüllt wurde. Eigene Grundstücke waren also nur leere Versprechungen gewesen.
Die indischen neuen Bewohner wurden dann von der weißen Bevölkerung, welche sich an den Küstenstreifen in Durban, den schönste Wohngegenden, niedergelassen hatte, quasi als Pufferzone zwischen sich und den schwarzen Siedlungen angesiedelt und so ist es großteils bis heute geblieben. Die schönen küstennahen Gebiete sind von weißen Südafrikanern bewohnt, angrenzend kommen Stadtteile mit indisch-stämmigen Afrikanern und dann bis ins Hinterland die Siedlungen und Dörfer der schwarzen südafrikanischen Bevölkerung.
Die indische Bevölkerung bildet in Durban den zahlenmäßig höchsten Bevölkerungsanteil außerhalb Indiens. Auch die Geschichte von Mohanda Gandhi nahm in Durban ihren Anfang. 1893 wurde der junge Rechtsanwalt, der ein erster Klasse Ticket in einem Zug erworben hatte, aus dem Zug geworfen – weil die erste Klasse nur Weißen vorbehalten war. Aus diesem Erlebnis heraus begann Gandhi seinen Kampf gegen Rasissmus.
Für mich waren alle diese Informationen völlig neu. Natürlich wusste ich, dass in Südafrika Apartheit herrschte – aber ich dachte immer nur an die Differenzierung von Schwarz und Weiß.
Unser erstes Ziel heute ist CROW
CROW ist eine Anlaufstelle für gefundene Wildtiere, die dort wieder aufgepäppelt und frei gelassen werden – soweit das möglich ist.
Nina hat bei CROW ein Praktikum gemacht und kann sicher viel mehr erzählen, als ich, die durch die Führung zwar sehr beeindruckt war, aber halt nur ein paar kurze Einblicke gewinnen konnte.
Wer mir am deutlichsten in Erinnerung geblieben ist: der flugunfähige Hadida Hugo, der Menschen in die Schuhe und in die Beine zwickt. Wer meine Vogelphobie kennt – der weiß: das ist für mich ein absolutes NO GO. Ich habe sein Areal WEITLÄUFIG umgangen.
Sabine, der Hugo heisst Goofy und ist quasi das lebendige Maskottchen von CROW
Ihr hättet Sabine sehen sollen, man konnte ihr über 100 Meter ansehen, dass sie überhaupt keine Lust hatte, Goofy näher kennen zu lernen !
CROW „Center for Rehabilitaion of Wildlife“,ist eine Art „Kleine Wildtiere in großer Not“ auf afrikanisch, wo verletzte oder verirrte Wildtiere aufgepäppelt und wieder ausgewildert werden. Hier findet sich von Affen (vor allem grüne Meerkatzen) über mongooses – Mangusten/Mungos/Erdmännchen“ – vom Dassy (Klippschlifer, sieht aus wie ein braunes, großes Meerschweinchen, ist aber der nächste Verwandte des Elefanten ;.)) über Duiker bis zur Ente und zum Krokodil alles, was Hilfe braucht. Ich kenne diesen Verein schon lange, da ich vor 6 Jahren mal hier volontiert habe und wann immer ich in der Nähe bin, statte ich diesem schönen Ort einen Besuch ab.
Bei CROW haben wir sehr schöne Fotokalender erstehen können und natürlich eine Spende dagelassen. Der ordentliche und ausgesprochen saubere Zustand dieser Rescue spricht für seine Professionalität
beim Nach Hause fahren diskutieren wir nochmals über die Wale, die wir mit ein bisschen Glück beobachten könnten – aber dann stellt sich heraus, dass …. Ja eigentlich weiß ich gar nicht warum dieses Erlebnis ersatzlos gestrichen worden war. Von : „das Boot liegt nicht mehr im Wasser“ bis zu „es sind keine Wale da“ zu „die See ist zu rau“ fielen alle Argumente – egal – keine Wale also.
Es geht direkt an den Strand wo Julia, die heute ihren Geburtstag nachfeiert, lautstark nach Essen verlangt. Gott sei Dank – so landen wir im Surf Riders. Was für ein entzückendes Strandlokal mit hervorragendem Essen – stark vegan betont – und wunderschönen Bedienungen. Die schwarzen Mädchen haben die tollsten Flechtfrisuren und eine Haut wie Samt. Freundlich sind sie sowieso. Und immer bereit zu lachen. So wohltuend!
Im schwülen Wetter marschieren wir entlang der Strandpromenade, der „golden mile“ in das überdachte Ushaka Shopping Center.
Sehr cool und ganz sicher sehr sehr touristisch: wir erstehen lauter indisch-afrikanischen Kram und freuen uns so, wie sich halt Touristen freuen, wenn sie eine Kette oder einen Flamingo oder, oder ergattern. Nur Waltrauds Wunsch nach einer schwarzen Herren Geldbörse aus Straußenleder – den kann niemand erfüllen. Wir suchen weiter…
https://ushakamarine.com/villagewalk/
Mittlerweile hat es zu regnen begonnen und der Guide sammelt uns ein um uns nach Hause zu fahren – ob es wohl heute wieder Stromabschaltungen gibt?