Ich habe herrlich geschlafen und nachdem wir am Vorabend bereits sehr früh ins Bett gegangen sind, wache ich schon um 7 Uhr auf. Zeitverschiebung gibt es ja noch keine, in Österreich ist ja auch noch Sommerzeit. Draußen schreit der Hadida, was jetzt nicht unbedingt zu den schönsten Vogelschreiben gehört und wird ihm in Afrika nachgesagt, dass er deshalb beim Fliegen so laut schreit, weil er sich eigentlich vorm Fliegen fürchtet.
Ich habe noch nie zuvor vom Hadida gehört – deshalb ein kurzer youtubeEinschub:
Den Hagedasch, wie er auf Deutsch heißt, werden wir noch oft sehen – gerne in Gesellschaft, finden wir ihn im Garten genauso wie im Busch.
Julia schlaft noch und so schleiche ich mich aus unserem Häuschen hinüber zum Haupthaus, um zu schauen, ob da schon wer wach ist. Es ist herrlich ruhig, kein Auto, viele Blumen, riesige Bäume, vor meinem Haus steht ein Advocadobaum.
Nach einiger Zeit kommen auch Mutti und Sabine aus ihren Zimmern und wir trinken den ersten herrlichen Kaffee auf unserer Terrasse.
Nina ist richtig aufgekratzt – es scheint, als ob sie nach langer Zeit nach Hause gekommen ist – ihre Seele ist offenbar in Afrika geblieben.
Ich brauch ein bissl länger um mich entspannt heimisch fühlen zu können – schließlich warten sooooo viele wilde Tiere auf uns – irgendwo da draußen….
Julia erscheint dann auch und um 10 Uhr bereitet uns der Inhaber ein fulminates Frühstück mit allem, was das Herz begehrt – so fängt ein guter Tag an!
Nach dem Frühstück machen wir uns langsam auf den Weg und wir fahren durch Durban, hinein ins Valley of a Thousand Hills, ein ländlich-traditionelles Gebiet in Durban, das sich entlang des Flusses Mgeni von Durban bis nach Pietermaritzburg zieht.
Die Aussicht von dem Hügel lässt ist großartig – wie immer schlucken die Bilder viel von der Tiefe.
Unser Guide überschüttet uns mit Geschichten über diese Region – so viel Info, dass ich mich an gar nix mehr erinnern kann – deshalb ein Blick ins Netz:
The Valley of 1000 Hills ist berühmt für die Tiefe und Komplexität seiner Kulturen. Früher von den Zulus besiedelt, fanden hier blutige Kämpfe zwischen den Buren und den Briten statt.
Die Schlachtfeld Tour haben wir uns gespart – aber in einer Fahrt durch die unterschiedlichen Bezirke und Siedlungen erlebe ich den Unterschied zwischen Österreich und Südafrika ganz deutlich: die leicht Angreifbaren leben in streng bewachten gaited communities, die mit hohen Mauern uneinsichtig abgetrennt sind. Hier leben die „Alten“ also die, die es sich leisten können. Auf der anderen Straßenseite sehen wir ebenfalls eingezäunte und bewachte Siedlungen – ein bissl steril. Noch ganz neu – offensichtlich, ohne Bäume und mit dem Lineal angeordnet, finden wir hier junge Familien, die sich hinter die Zäune zurückziehen, damit ihre Kinder möglichst sicher aufwachsen können. Die Bemerkung von unserem Guide: „Sie wollen halt, dass die Kinder zu den Nachbaren gehen können und im Freien spielen können – dafür lassen sie sich auch einsperren.“ Wie gut doch in Österreich meine Kinder aufwachsen durften – immer unterwegs, mit dem Rad in die Schule und ganz ohne Bewachung….
Das, wovor man sich schützen möchte, sind Siedlungen, die gleich direkt anschließend an den Hügeln kleben. Zum Teil illegale Ansiedungen, zum Teil aber auch von der Regierung zur Verfügung gestellte kleine Häuser, oder besser gesagt Hütten. In diesen Siedlungen leben ausschließlich Schwarze. In den bewachten Siedlungen wird nur nach Geld und nicht mehr nach Hautfarbe unterschieden.
Die indischen Siedlungen liegen nebenan – Durchmischung findet kaum statt. Indische Bevölkerung macht einen ganz großen Teil der Bevölkerung von Natal aus – ich denke da kann Nina noch mehr dazu sagen.
Wir sehen immer wieder schwarze Menschen auf den Straßen bloßfüßig gehen, auch auf den mehrspurigen Schnellstraßen, wir sehen schwarze Bettler, oft mit Körperbehinderungen an den Ampeln. Die bekommen keinerlei staatliche Unterstützung
Hier gilt die Order „Fenster zu! Und Auto von innen verriegeln.“ Da können die purpurfarbenen Jacarandabäume noch so schön blühen – ich fühle mich nicht so richtig wohl.
Der Guide macht uns auf viele Straßenschäden aufmerksam: starke, sinnflutartige Regenfälle haben Brücken unterspült und sind nur notdürftig repariert.
Es ist sehr deutlich zu sehen, dass Natal sich bemüht wieder alles für den Tourismus herzurichten – aber sie hängen ganz schön nach. Die beiden großen Lockdowns haben die Betriebe stark getroffen – staatlich Überbrückungszahlungen gab es nur hin und wieder – viele Betriebe mussten schließen und verkaufen.
Während ich versuche alle Eindrücke aufzunehmen und zu sortieren, fahren wir an einem Straßenschild vorbei: K9 Police – Ausbildungsstätte für Polizeidiensthunde – nein, man kann sie leider nicht besuchen. Hätte mich aber sehr interessiert, wie die südafrikanische Polizei mit ihren Hunden arbeitet – vielleicht beim nächsten Mal….
Am Heimweg fahren wir durch das wunderschöne Gelände eines Rennstalles, irgendwie erinnert mich das mehr an Amerika als an Afrika, das Areal ist riesig, wahnsinnig gepflegt das schaut irgendwie aus, wie wohnen aus dem Katalog für Pferde. Das ist schon ein ziemlicher Kontrast zu den vielen shaggy houses, oder auch informal houses, die wir entlang der Straßen in Durban sehen – hier englisch gepflegter Rasen, dort Wellblechhütten, wo eine vermutlich so groß ist, wie eine Pferdebox im Rennstall.
Wir befinden uns auf dem Areal der Südafrikanischen Jockey Akademie
https://www.sajockeyacademy.com/
und hier fühle ich mich erstmal wohler: herrlich grüne Wiesen, große, große Anlagen – aber ebenfalls wieder bewacht und nicht zugänglich. Es sind entlang der öffentlichen Straßen keine Pferde zu sehen – erst wieder außerhalb des Akademie Geländes. Das hätte ich mir gerne genauer angeschaut.
Wenn ich an das Staatsgestüt in Irland, in Kildare, denke, wie wir selbstverständlich zwischen den wunderbaren Vollblütern herum marschieren konnten, dann nimmt mir dieses Gefühl viel vom positiven Erlebniswert.
Heute abend fahren wir nach Mozambique – das ist doch ein Nachbarland von Südafrika. Oder?
Nein, es stellt sich heraus: das Mozambik ist eine Restaurantkette mit afrikanisch – indischer Küche. Ich denke die Bilder sprechen für sich – was für ein schönes Lokal und das Essen ist großartig. Nur die milde Piri Piri Sauße – ich wusste es doch: mild und Piri Piri passt einfach nicht zueinander.
Mit Mühe schaffen wir es bis um 21:00 Uhr munter zu bleiben – nach einem letzten Night Cup fallen wir wieder mal ins Bett.