Brustgeschirr versus Halsband

physiovet_schnauzer-im-windViele Tierbesitzer stehen vor der Frage wie sie ihren Hund am besten zum Spazierengehen/Radfahren oder Trainieren ausrüsten sollen. Die Frage ob Brustgeschirr oder Halsband ist mittlerweile zu einem echten Glaubenskrieg ausgeartet.

Als Fachtierärztin für Physiotherapie und Rehabilitationsmedizin, als Hundesportmedizinerin, als Hundetrainerin und als Hundebesitzerin, die mit 3 unterschiedlich großen Hunden unterwegs ist, weiß ich um die Sorgen und Probleme aller Beteiligten.

Als ich vor vielen Jahren meine erste Terrierhündin geführt habe waren die Positionen noch ganz klar: der Hund trägt ein Halsband, wenn er zieht einen Würger und nur Schlittenhunde tragen ein Brustgeschirr.

Nun diese Zeiten sind lange vorbei. Heute sorgen wir uns um die Organe und Strukturen unter dem Halsband – die eine Studie ( nicht wissenschaftlich relevant)  zeigt, dass ganz viele Halsband – Hunde Wirbelsäulenblockaden energetischer und chiropraktischer Natur aufweisen. Artikel von HundefreundInnen vergleichen in drastischen und oftmals anatomisch völlig falschen Bildern den Hals eines Menschen (Stellen Sie sich vor, daran zieht jetzt jemand!) mit dem Hals eines Hundes.

Werbebider zeigen bei offiziellen Auftritten Rettungshunde mit absolut unpassenden Brustgeschirren – bei denen dem Hund jeder Schritt zur Qual wird. In meiner Praxis sehe ich viele Hunde mit Bewegungsstörungen – ca. 40% dieser Hunde leiden an Problemen im Bereich der Schultergürtelmuskulatur. Oftmals drücken die Brustgeschirre gerade an diesen Stellen besonders. Ob sie wohl mit Schuld sind an der Verspannungen und Schmerzen?

Probleme im Bereich der Halswirbelsäule sehe ich Gott sei Dank nur sehr selten – und wen, dann sind meist Auflaufunfälle oder Spielkarambolagen der Auslöser dieser Verspannungen und/oder Blockaden.

Als Hundetrainerin gebe ich meinen Hundeleuten immer den Tipp die Hunde an Halsband und ein gut sitzendes Brustgeschirr zu gewöhnen – beides hat viele Vorteile.

Am Halsband kann ich den Hund sehr gut lenken, während er im Brustgeschirr meist auch an gespannter Leine in alle Richtungen kreiseln  kann. Im Halsband wird der Zug für den Hund unkomfortabel gemacht – für sensible Hunde reicht das aus, nicht mehr zu ziehen.

Am Brustgeschirr – wenn es denn gut und passend sitzt, kann ich den Hund in gefährlichen Situationen gut sichern und stützen. Ich kann ihn gut zum Ziehen anleiten  – beim Joggen oder beim Radfahren – und wenn mal ein unabsichtlicher Leinenruck am Brustgeschirr passiert – dann wird das auch  ein sensibler Hund nicht übel nehmen – schließlich verteilt das Brustgeschirr den Druck gut am Hundekörper.

HundeführerInnen, die ihre Hunde nicht ausbilden, werden am Halsband und am Brustgeschirr  keine Freude mit ihrem Hund haben.

ABER: die ordnungsgemäße Führung eines Halsbandes ist KEINE Tierquälerei und nicht jedes Brustgeschirr ist hundefreundlich.

Bitte lassen Sie sich von ihrem Tierarzt beraten, ob die gewünschte Ausrüstung Ihrem Hund auch wirklich passt und ihn nicht einengt oder in seiner Bewegungsfreiheit beeinträchtigt. Ein gut erzogener Hund wird am Halsband und am Brustgeschirr ohne körperliche und seelische Schäden laufen können.